Internationale Promovierende: Mehr Herausforderung, weniger Förderung?

von Shuyang Song und Youcef Hassab

Internationale Promovierende in Deutschland können u.a. durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) oder des Auswärtigen Amts (AA) gefördert werden.

AA-Stipendien werden vor allem von politischen Stiftungen und Organisationen wie DAAD und KAAD vergeben. In der folgenden Tabelle wird dargestellt, wie sich die beiden Typen von Stipendien voneinander unterscheiden (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung, Juli 20231):

AA-Stipendien und BMBF-Stipendien unterscheiden sich stark in der Höhe des Grundstipendiums. Das Grundstipendium für die vom AA geförderten Promovierenden ist deutlich niedriger – maximal 1200€ pro Monat. Diese Summe wird in der AA-Richtlinie vom Juli 2017 bestimmt und seitdem nicht erhöht. Anders als bei den BMBF-Stipendien steht hier trotz stark steigender Lebenskosten keine Erhöhung in Aussicht. Das monatliche BMBF-Stipendium wird schon ab Oktober von 1350€ auf 1450€ erhöht, geplant ist auch eine Erhöhung auf 1650€ bis 2025. Das heißt, dass der Unterschied zwischen den beiden Grundstipendien 450€ im Jahr 2025 betragen wird, wenn das AA-Stipendium nicht erhöht wird.

Für die Beihilfen und Zuschüsse gelten auch unterschiedliche Regeln. Zum Beispiel, eine monatliche Forschungskostenpauschale in Höhe von 100€ pro Monat ist für BMBF-Geförderte gewährleistet, aber nicht für AA-Geförderte. Dadurch wird die Lücke noch größer.

Welche internationalen Promovierenden werden vom BMBF gefördert, welche vom AA? Es gibt keine einheitliche Regelung von Seiten der Ministerien. Es ist den Förderwerken selbst überlassen, ob und wie sie Stipendienprogramme mit AA-Mittel entwickeln. Während Promovierende aus Nicht-EU-Ländern bei der Friedrich-Naumann-Stiftung nur AA-Stipendien bekommen, können sie sich bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung auch um ein BMBF-Stipendium bewerben.

Eine Sache ist aber klar: Im Vergleich zu inländischen Promovierenden sind ausländische Promovierende oft mit zusätzlichen Herausforderungen begegnet. Dazu zählen Sprachprobleme, Aufenthaltserlaubnis und andere notwendige administrative Prozesse, und, nicht zuletzt, Finanzierungsprobleme2. Wie bereits geschildert, haben sie oft eine viel niedrigere Stipendienrate. Mit steigenden Lebenskosten und seit 2017 nicht erhöhten Grundstipendien wird es immer schwieriger, über die Runden zu kommen. Dies ist noch deutlicher zu sehen bei Stipendiat*innen, die in Großstädten leben oder notwendige Leistungen für ihre Promotion wie Kongressreisen selbst finanzieren müssen. Wir, internationale Promotionsstipendiat*innen,  wünschen uns ausdrücklich eine Gleichbehandlung und gleichwertige Stipendien wie unseren deutschen Kolleg*innen, und fordern daher ebenfalls eine Stipendienerhöhung.

  1. https://www.boell.de/sites/default/files/2023-07/materielle-forderung-2023.pdf ↩︎
  2. https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/der-daad/analysen-studien/veroeffentlichungen_vorstudie_pineda_2018.pdf ↩︎