“Es fühlt sich furchtbar an, nach 7 Jahren Studium und einem exzellenten Abschluss nach wie vor sein Geld auf diese Weise zusammenhalten zu müssen.”

Ich bin Helena, 28 Jahre und promoviere seit Anfang diesen Jahres mit einem Stipendium in Berlin. Die größte Herausforderung stellt für mich das Finden eines Nebenjobs dar! Da das Promotionsstipendium in Berlin nur knapp zum Leben reicht, bin ich seit der Aufnahme in die Förderung auf der Suche nach einem Nebenjob.

Dabei würde ich unfassbar gerne als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Universität in Berlin/Potsdam oder einem Forschungsinstitut arbeiten, da mir diese Arbeit viel Spaß macht und ich denke, dass ich mit meinem Masterabschluss auch sehr gut qualifiziert wäre. Leider ist das ein sehr schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Ich darf nämlich von Seiten der Stiftung nur 10h/Woche an einer Universität oder einem außeruniversitären Forschungsinstitut arbeiten. Das entspricht also einer 25%-Stelle. Die Universitäten und Forschungsinstitute in Berlin/Potsdam vergeben solche Stellen jedoch kaum bzw. gar nicht, da sie zu „prekären Bedingungen für die Angestellten“ führen können.

Diesen Grundgedanken verstehe ich durchaus, allerdings wäre eine solche Stelle in meinem Fall wichtig, um aus prekären Bedingungen herauszukommen. Einen Job als Studentische Hilfskraft an der Universität, so wie ich ihn mein ganzes Studium lang hatte, darf ich nun auch nicht mehr machen, da ich als Promotionsstudentin keine „normale Studentin“ mehr bin. Suche ich mir eine Stelle außerhalb der Forschung, z.B. als Angestellte in einer Firma, als Kellnerin in einer Bar/einem Restaurant oder als Lehrerin an einem Nachhilfe-Institut, dann darf ich von Seiten des Promotionsstipendiums nur 5h/Woche arbeiten, was das Finden einer Stelle unmöglich macht.

Alles in allem lebe ich sehr sparsam, am meisten gebe ich mit 520 Euro für Miete aus, 270 Euro gehen in die gesetzliche Krankenversicherung. Damit liegen meine monatlich fixen Ausgaben bei insgesamt 1244€, wodurch ca. 306€ für ‘Freizeit’ bleiben. Den Großteil dieses restlichen Geldes gebe ich aus, um mir Bücher zu kaufen oder neue Kleidung. Allerdings bin ich dabei mittlerweile super sparsam, weil ich extrem große Sorge vor der steigenden Inflation und im Winter steigenden Heizkosten habe und daher lieber noch einen kleinen Betrag zurücklegen will.

Ab und zu kann ich es mir leisten mit Freund*innen essen, ins Kino/Theater oder abends tanzen zu gehen, aber auch hier muss ich mir das vorher gut überlegen. Und es fühlt sich furchtbar an, nach 7 Jahren Studium und einem exzellenten Abschluss nach wie vor sein Geld auf diese Weise zusammenhalten zu müssen. Seit ich das Promotionsstipendium habe, habe ich mir allerdings den Traum erfüllt Musikstunden an der staatlichen Musikschule nehmen zu können. Auf eine Mitgliedschaft bei einem Sportverein hätte ich auch große Lust, aber solange ich keinen Nebenjob finde, ist Sport leider noch nicht drin. Von Urlaubsplänen ganz zu schweigen.