Ich bin Promovierende, wohne in Bayern und bin seit 02/2022 in der Promotionsförderung. Ich war fast das gesamte Jahr 2022 für meine Forschung im außereuropäischen Ausland (finanziert über die Uni, nicht das Stipendium) und merke seit meiner Rückkehr die Auswirkungen der gesteigerten Lebenshaltungskosten enorm. Vor meinem Aufenthalt hatte ich durch eine Anstellung als Wissenschaftliche Hilfskraft (NWHK) und einen Mini-Job weniger monatliches Einkommen zur Verfügung, kam aber finanziell besser klar und konnte sogar am Ende des Monats etwas Geld beiseitelegen.
Ich sage es mal in aller Deutlichkeit: Es ging mir finanziell noch nie so schlecht wie jetzt. Seit dem Beginn meines Studiums habe ich mich über Bafög, Stipendium und Nebenjobs immer komplett selbst finanzieren können (und müssen), doch auch das ist mit dem Promotionsstipendium und den damit verbundenen Einschränkungen was Nebentätigkeiten betrifft unglaublich schwierig: entweder dürfte ich 5h/Woche außerhalb des wissenschaftlichen Kontexts arbeiten (– selbst ein normaler Mini-Job umfasst in der Regel 10h/Woche –) oder 10h/Woche im wissenschaftlichen Kontext – dies wird dadurch eingeschränkt, dass in Bayern Anfang des Jahres mit dem Inkrafttreten des Bayerischen “Hochschulinnovationsgesetzes”, die Personalkategorie ‘Wissenschaftliche Hilfskraft’ abgeschafft wurde. Ich müsste als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt werden, wofür an meinem Lehrstuhl schlicht das Geld fehlt. Ich habe das Gefühl, dass ich mit jeder vermeintlichen neuen Option mich irgendwie zu finanzieren, nur auf noch mehr Hindernisse stoße. Die Aussage meines Stipendiengebers, dass wir Stipendiat*innen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln eigentlich ‘Vollzeit promovieren’ sollen, empfinde ich als absolut fern der derzeitigen wirtschaftlichen Realität.
Ich habe im nächsten Semester zwar einen Lehrauftrag, der – da er als einmalige Summe Ende des Semesters ausgezahlt wird – meinen derzeitigen finanziellen Sorgen jedoch überhaupt keinen Abbruch tun wird. Ich musste mir bereits an verschiedenen Stellen Geld von Freund*innen leihen, um über die Runden zu kommen; ein Großteil des Geldes, das ich mit dem Lehrauftrag verdienen werden, wird so in die Abbezahlung dieser Schulden fließen. Meine Rücklagen sind aufgebraucht und wenn ich an meine nicht vorhandenen Beiträge zu irgendeiner Form von Altersvorsorge denke, wird mir schlecht.
Die fast permanenten Gedanken, die ich mir über meine finanzielle Situation mache, erschweren es mir enorm, mich überhaupt auf meine Promotion zu konzentrieren; die (unbezahlte) Vorbereitung auf die Lehre, die ich übernehmen werde, und die gleichzeitige Suche nach einem geeigneten Nebenjob, der allen Bestimmungen entspricht und mir tatsächliche finanzielle Erleichterung verspricht, kosten mich zusätzlich Zeit und Nerven. Ich denke ernsthaft darüber nach, meine Promotion abzubrechen und sehe in der wissenschaftlichen Arbeit, die mir eigentlich so viel Freude bereitet hat, gerade kaum noch Zukunft. Die Vorstellung nach der Promotion auf wechselnden Post-Doc Stellen weiter ähnlich prekär leben zu müssen, ist für jemanden wie mich – die wie viele andere auch kein anderweitiges finanzielles Sicherungsnetz im Hintergrund hat – gerade einfach nur bedrückend.