“Die größte Herausforderung stellt für mich aktuell die Miete und die steigenden Lebensmittelkosten dar”

Ich promoviere in der Literaturwissenschaft. Neben der Diss leiste ich bezahlte politische Bildungsarbeit auf Honorarbasis. Diese Nebeneinkunft stellt kein regelmäßiges oder gesichertes Einkommen dar und ist auch nicht sozialversichert. Die größte Herausforderung stellt für mich aktuell die Miete und die steigenden Lebensmittelkosten dar.

Eine Chance auf eine vernünftige, d.h. entweder kleine Zweizimmer- oder angemessen große Einzimmerwohnung hätte ich nur im Umland (im Nirgendwo) oder wenn ich bereit wäre, über zwei Drittel meines Stipendiums dafür auszugeben (min. 1000€). Der Rest würde für die gesetzliche Krankenversicherung draufgehen (monatlich 330 €) – für Essen, Kleidung etc. würde nichts übrigbleiben. Ich bin gezwungen, bis zum Ende meiner Promotion in WGs zu wohnen, was das hoch konzentrierte Arbeiten oftmals sehr erschwert. Ohne das Geld, das ich durch bildungspolitische Honorartätigkeiten glücklicherweise dazuverdiene, hätte ich keine Möglichkeit etwas mehr Geld für Anschaffungen oder Reisen zurückzulegen bzw. so etwas wie „Altersvorsorge“ zu betreiben. Da ich im letzten Jahr viel nebenher gearbeitet habe, muss ich die Honorartätigkeit im kommenden Jahr reduzieren, um genug Zeit für meine Diss zu haben. Ich bin sehr gestresst und entscheide mich für das anstehende akademische Jahr dafür, lieber weniger Geld zu verdienen als mich langfristig psychisch zu sehr zu belasten und damit im schlimmsten Fall meine Promotion zu gefährden. Meine Wohnsituation ändert sich dadurch nicht.

Alles in allem bin ich im Vergleich zu anderen durch Stipendien geförderte Promovierende durch meine Honorartätigkeit privilegiert. Würde ich diese aufgeben müssen, hätte ich kein zusätzliches Geld mehr zur Verfügung.